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Offensive überrascht Assad-Armee: Syrische Rebellen dringen in Großstadt Aleppo ein



Mitte der Woche starten syrische Rebellen im Nordwesten des Landes eine Offensive. Die Regierungstruppen von Machthaber Assad werden von den schnellen Vorstößen überrascht. Mittlerweile befinden sich Truppen der Aufständischen in der Millionenstadt Aleppo.

Dschihadistische Kämpfer und ihre von der Türkei unterstützten Verbündeten sind nach Angaben von Aktivisten, Augenzeugen und westlichen Militärbeobachtern in die Großstadt Aleppo im Nordwesten Syriens eingedrungen. Die Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre Verbündeten "kontrollieren fünf Stadtteile der Stadt Aleppo", sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Sie seien "ohne nennenswerten Widerstand" der syrischen Armee vorgerückt.

Ein Kommandeur der Aufständischen rief die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt in einer Audiobotschaft in den sozialen Medien auf, mit den vorrückenden Kämpfern zu kooperieren. Augenzeugen berichteten, Bewohner von Aleppo seien wegen Raketenangriffen und Feuergefechten aus Vierteln am westlichen Stadtrand geflohen. Zwei Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Kämpfern auf der Straße und Panik. Geolokalisierte Fotos und Videoaufnahmen zeigen bewaffnete Rebellen im östlichen Teil der Stadt.

Die syrische Regierung erklärte hingegen, die Armee wehre die "Großoffensive bewaffneter Terrorgruppen" auf Aleppo weiter ab und ihr sei die Rückeroberung "bestimmter Stellungen" gelungen. Die Aufständischen verbreiteten falsche Informationen über ihr Vorrücken, hieß es. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die syrische und die mit ihr verbündete russische Luftwaffe hätten "23 Luftangriffe" auf die als Dschihadistenhochburg geltende Region Idlib geflogen.

Regierungstruppen nahmen Aleppo 2016 ein

Nach Angaben des syrischen Militärs wird die Offensive von der HTS angeführt, die einen Großteil des Nordwestens von Syrien kontrolliert. Die Gruppe war früher als Nusra-Front bekannt, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Seither hat sie ihren Namen mehrmals geändert und sich von Al-Kaida distanziert. Am Mittwoch hatten die Dschihadisten und ihre Verbündeten eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der Regierung gestartet - es sind die heftigsten Kämpfe seit dem Jahr 2020. Damals hatten die Assad-Truppen Gebiete eingenommen, die zuvor von Kämpfern der Opposition kontrolliert worden waren.

Die aktuelle Offensive der Rebellen stellt eine dramatische Entwicklung dar in dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg, in dem sich die Fronten zuletzt wenig verändert hatten. Mittlerweile sollen die Aufständischen auf dem Weg nach Aleppo mehr als 50 Städte und Dörfer eingenommen haben. Laut der Beobachtungsstelle wurden bis heute mindestens 255 Menschen getötet, ein Großteil von ihnen Kämpfer auf beiden Seiten, aber auch Zivilisten. Die Rebellen sollen auch auf die Stadt Sarakab in der Provinz Idlib vorgerückt sein. Die Gegend einzunehmen, würde ihnen dabei helfen, die Versorgungsrouten nach Aleppo unter ihre Kontrolle zu bringen. Seit dem jüngsten Ausbruch der Kämpfe sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 14.000 Menschen in der Umgebung von Idlib und westlich von Aleppo vertrieben worden.

Der verheerende Bürgerkrieg in Syrien hat das Land völlig gespalten. Machthaber Baschar Al-Assad geriet zeitweise schwer unter Druck, kontrolliert mit Hilfe seiner Verbündeten Russland und Iran inzwischen aber wieder etwa zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist teilweise unter Kontrolle von Oppositionskräften. Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft gewesen und wurde damals schwer verwüstet. 2016 brachten Assads Truppen die Stadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle. Infolge des Bürgerkriegs sind Millionen Syrer ins Ausland geflohen - viele auch nach Europa.

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