Anfang April setzen Moskaus Verbände erstmals Schildkrötenpanzer an der Front in der Ukraine ein. Nun zeigen russische Soldaten eine neue Version der Stahlkolosse. Das modifizierte Fahrzeug bietet mehr Platz für Sturmtruppen, die Hauptbewaffnung fehlt allerdings völlig.
Eine russische Feldreparatureinheit hat in der Ukraine laut einem Medienbericht einen Kampfpanzer zu einem Mannschaftstransporter umgebaut. Das meldet das proukrainische Portal Militarnyi unter Berufung auf ein Video, in dem russische Soldaten das modifizierte Fahrzeug vorstellen. Wann und wo die Aufnahme entstand, ist unklar.
In dem Clip, der in sozialen Medien kursiert, ist ein T-80-Panzer mit einem provisorisch angebrachten Dach aus Stahlplatten zu sehen. Über den Platten ist ein Rundumschutz aus Metallgittern befestigt, der das Fahrzeug vor Kamikazedrohnen schützen soll. Der Panzerturm mit der Kanone ist abmontiert, offenbar um mehr Soldaten im Fahrzeug unterzubringen. Der Boden der Wanne ist mit Sandsäcken ausgelegt, die nach Angaben der Soldaten die Infanteristen im Falle einer Minenexplosion schützen sollen.
Militarnyi geht davon aus, dass der Grund für den Umbau Russlands hohe Verluste an Schützenpanzern und Mannschaftstransportern sind. Das Portal spekuliert zudem, dass der T-80 wahrscheinlich schon vor den Arbeiten beschädigt und nicht mehr voll einsatzfähig war. Laut der Rechercheplattform Oryx, die Verluste im Krieg anhand von Bildern und Videos dokumentiert, haben Moskaus Streitkräfte seit dem Frühling 2022 mehr als 4800 Schützenpanzer und Mannschaftstransporter in der Ukraine verloren.
Das im Video vorgestellte Fahrzeug lässt sich vom Aufbau her als eine neue Version der sogenannten Schildkrötenpanzer einordnen, die im April erstmals an der Front auftauchten. Kiews Streitkräfte hatten anfangs wegen des herrschenden Munitionsmangels Probleme, sich gegen die Ungetüme zu wehren.
Mit Beginn des Frühsommers tauchten allerdings mehr und mehr Videos auf, die zerstörte Schildkrötenpanzer zeigen. Mitte Juni fiel ukrainischen Soldaten erstmals ein fahrtüchtiger Schildkrötenpanzer in die Hände.
Dass die in dem Clip gezeigten Aufbauten dennoch nicht vollumfänglich gegen Artillerieschläge und Drohnenattacken schützen, zeigen unter anderem Aufnahmen der 46. Luftlandebrigade der ukrainischen Streitkräfte aus dem vergangenen Juli. Zu sehen ist die Zerstörung mindestens eines russischen Kettenfahrzeuges mit provisorischem Stahldach. Eine Panzerkanone ist an dem Fahrzeug nicht zu erkennen. Nach Angaben der Einheit entstand der Clip nahe der Gemeinde Marjinka in der Region Donezk.