marktbericht
Die Euphorie nach dem neuen Rekordhoch scheint endgültig verflogen. Nach dem erneuten Rückschlag an der Marke von 19.000 Punkten dürfte es heute mit den DAX-Kursen zunächst bergab gehen.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt müssen wohl weiterhin auf den großen Befreiungsschlag warten. Der DAX dürfte den vorbörslichen Indikationen zufolge tiefer in den Handel starten. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex zur Stunde 0,4 Prozent tiefer auf 18.920 Punkte.
Die nachhaltige Überwindung der Marke von 19.000 Punkten entpuppt sich damit allmählich zum Problem für die DAX-Bullen. Auch gestern schaffte es das deutsche Börsenbarometer nur kurzzeitig über die runde Marke, der Tagesschlusskurs lag mit 18.997 Zählern knapp darunter.
Tags zuvor hatte sich der DAX seinem Rekord vom vergangenen Donnerstag bei 19.044 Punkten noch mehrfach genähert. Es fehlten aber dann die Anschlusskäufe. Charttechnisch im Fokus steht nun die Hürde aus den alten Höchstständen vom Mai und Anfang September.
Positive Impulse für den DAX kommen abermals von den chinesischen Börsen. Dort sorgt Chinas Geldpolitik wie schon am Vortag für steigende Kurse. Die Börse in Shanghai gewinnt aktuell 1,7 Prozent. Der Hang Seng in Hongkong zieht um 2,1 Prozent an. In Japan sind die Anleger verhaltener, dort liegt der Nikkei kurz vor Handelsschluss 0,2 Prozent im Plus.
Nachdem die People's Bank of China (PBOC) gestern eine weitreichende Lockerung der Geldpolitik angekündigt hatte, senkte sie heute den mittelfristigen Ausleihesatz (MLF) für Banken.
Pekings weitreichende Maßnahmen - die größten seit der Corona-Pandemie - hatten gestern auch an der Wall Street die Anlegerstimmung gehoben. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 42.208 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,3 Prozent auf 5.733 Zähler, und der technologielastige Nasdaq stieg um 0,6 Prozent auf 18.075 Stellen.
An den Rohstoffmärkten ist die anfängliche Euphorie über Chinas Konjunkturstimulierung indes bereits verflogen. Experten warnten, dass weitere fiskalpolitische Maßnahmen notwendig seien, um das Vertrauen in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu stärken. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich am Morgen um 0,3 Prozent auf 74,96 Dollar je Barrel (159 Liter).
Im frühen Devisenhandel gerät der Dollar unter Druck, nachdem schwache US-Konjunkturdaten die Wahrscheinlichkeit einer zweiten großen Zinssenkung bei der nächsten Sitzung der US-Notenbank erhöhten. Parallel dazu zieht der Euro um 0,1 Prozent auf 1,1196 Dollar an.
Unterdessen setzt der Goldpreis seine Rekordjagd fort. Auch heute steigt das gelbe Edelmetall auf einen neuen Höchststand. In der Spitze werden 2.670 Dollar für eine Feinunze Gold gezahlt. Sinkende US-Zinsen machen das Edelmetall attraktiver, wirft es selbst doch keine Zinsen ab. Hinzu kommen die fallenden Dollarkurse, die Gold für Käufer jenseits des Dollar-Raums günstiger machen und so die Nachfrage ankurbeln.
Im DAX steht weiterhin die Commerzbank-Aktie im Fokus. Inmitten des Übernahmestreits mit der italienischen UniCredit wechselt das deutsche Geldhaus seinen Vorstandschef aus. Finanzchefin Bettina Orlopp soll den aktuellen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof "zeitnah" ablösen. Knof habe Anfang September mitgeteilt, dass er keine zweite Amtszeit als Coba-Chef anstrebe, danach habe die Kandidatensuche begonnen.
Im Ringen um die neuen Sparpläne bei VW kommen Unternehmen und Gewerkschaft heute erstmals zu Verhandlungen zusammen. Die Positionen liegen weit auseinander. Während VW auf Einsparungen auch bei den Personalkosten drängt, will die IG Metall Einschnitte verhindern. "Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden", stellte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger vor den Verhandlungen klar.
Auch die anderen Auto-Aktien im DAX könnten heute einen Blick wert sein. Donald Trump will nämlich im Falle eines Sieges bei der Präsidentenwahl deutsche und andere Unternehmen zum Umzug in die USA bewegen. "Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen Autokonzernen werden", sagte der Republikaner gestern bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Georgia. "Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen."