marktbericht
Zwar heißt es oft, dass die Börsen Donald Trump als nächsten US-Präsidenten bevorzugen würden. Doch die jüngste Entwicklung im DAX spricht eine andere Sprache.
An den Börsen steigt die Nervosität vor der US-Wahl. Der DAX startet mit leichten Verlusten in den ersten Handelstag der wohl spannendsten Börsenwoche des Jahres. In den ersten Handelsminuten büßt das deutsche Börsenbarometer 0,1 Prozent auf 19.244 Punkte ein.
In der Vorwoche war der DAX im Tief bei 19.004 Zählern der runden 19.000-Punkte-Marke im Tief bedenklich nahe gekommen war. Zwar hielt die Unterstützung dem Ansturm der Verkäufer zunächst ebenso stand wie die 50-Tage-Linie, die als Indikator für die mittelfristige Entwicklung gilt. Doch der Aufwärtstrend, der den DAX Mitte Oktober noch auf ein Rekordhoch gehievt hatte, ist klar gebrochen.
Die Entwicklung des Deutschen Aktienindex in der vergangenen Woche habe deutlich gezeigt, dass die Anleger in Frankfurt Angst vor Donald Trump im Weißen Haus haben, betont daher Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. "Der Respekt vor dem Wahlausgang in den USA verhinderte am vergangenen Dienstag nicht nur eine Rally auf ein neues Rekordhoch, sondern führte auch zu einem Trendbruch."
Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest rechnet derweil mit steigenden Renditen am Anleihemarkt, sollte Trump die Wahl gewinnen. "Falls Harris gewinnt, dürften die Renditen sofort fallen. In der Konsequenz würde ein Harris-Sieg für die Aktienmärkte zunächst mehr bringen als ein Erfolg von Trump."
Laut dem Strategen Mislav Matejka von der Investmentbank JPMorgan könnte dagegen ein Erfolg von Harris vor allem Unsicherheit über die zukünftige Besteuerung der Unternehmen mit sich bringen. Unterdessen rechnet Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets mindestens bis Mittwochmorgen mit Schwankungen an den Aktienmärkten - "oder auch darüber hinaus, sollten wir (dann) den Sieger noch nicht kennen".
Der Dollar gerät derweil vor der US-Wahl ins Rutschen. Der Dollar-Index fällt in der Spitze um 0,6 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 103,630 Punkten. Der Euro zieht um 0,5 Prozent auf 1,0890 Dollar an.
"Die Umfragen, die am Wochenende veröffentlicht wurden, haben die Gewissheit, mit der einige Marktteilnehmer auf Trumps Sieg gesetzt haben dürften, wohl erschüttert", schreibt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank in einem Kommentar. "Der Trump-Trade erscheint risikoreicher und lohnt sich nur noch bei entsprechend höherer Risikoprämie, das heißt bei einem schwächeren US-Dollar."
An der Wall Street war zum Wochenschluss die Kauflaune gestiegen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging am Freitag mit einem Plus von 0,7 Prozent bei 42.052,19 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,4 Prozent auf 5.728 Punkte, und die technologielastige Nasdaq stieg um 0,8 Prozent auf 18.239 Stellen.
Die Anleger in China sind unterdessen optimistisch in die neue Woche gestartet. Die Börse in Shanghai gewann am Morgen 1,2 Prozent, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 1,4 Prozent. In Japan blieben die Börsen aufgrund eines Feiertags geschlossen.
Der Goldpreis fällt am Morgen um 0,1 Prozent auf 2.737 Dollar je Feinunze. In der Vorwoche hatte das gelbe Edelmetall noch bei 2.790 Dollar eine neue Bestmarke aufgestellt.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise an, nachdem die OPEC+ ihre geplante Fördermengenerhöhung am Wochenende verschoben hat. Die Nordseesorte Brent verteuert sich um 1,8 Prozent auf 74,42 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Entscheidung der Öl-Allianz, die für Dezember geplante Produktionssteigerung um 180.000 Barrel pro Tag um einen Monat zu verschieben, hat einige Marktteilnehmer überrascht. Experten der ING Bank sehen darin ein mögliches Signal für eine stärkere Preisstützung durch die OPEC+.
Im DAX macht VW abermals auf sich aufmerksam. Der Autobauer hat bei den laufenden Tarifverhandlungen auch den Wegfall von Bonuszahlungen an langjährige Mitarbeiter ins Spiel gebracht. So sollen unter anderem die Jubiläumsgratifikationen wegfallen.
Für die Aktien von Süss Microtec geht es im frühen Handel nach oben. Der auf die Halbleiterindustrie fokussierte Ausrüster teilte heute mit, dass ein langfristiger Mietvertrag für einen neuen Produktionsstandort in Taiwan unterschrieben wurde - mit dem Ziel, neue Produktionskapazitäten zu schaffen, um die weiterhin hohe Nachfrage zu bedienen.
Die Dauerkrise bei Boeing macht Europas größtem Billigflieger Ryanair weiter zu schaffen. Wegen des Risikos zusätzlicher verspäteter Auslieferungen von bestellten Maschinen stellt sich die Fluggesellschaft nun auf ein geringeres Passagierwachstum im nächsten Geschäftsjahr 2025/2026 ein. Ryanair dürfte dann nur noch rund 210 Millionen Passagiere und damit fünf Millionen weniger als bislang erwartet befördern.
Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von US-Investorenlegende Warren Buffett baut ihren Anteil am iPhone-Konzern Apple weiter ab. Berkshire verkaufte rund ein Viertel seiner Papiere zwischen Ende Juni und Ende September. Unterdessen stieg der Bargeldbestand auf 325,2 Milliarden Dollar und erreichte damit einen Rekordwert.
Die Aktien des Chipherstellers Nvidia steigen am 8. November in den US-Auswahlindex Dow Jones Industrial Average auf. Für den Hersteller von Chips, die besonders für die Anwendungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) geeignet sind, muss der Chiphersteller Intel weichen, wie der Indexanbieter S&P Dow Jones Indices am Freitag nach Börsenschluss in New York mitteilte.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.