Die Absage von Top-Talent Wanner ist für Julian Nagelsmann ein kleines Störsignal. Die Botschaft zum Ende des EM-Jahres ändert es nicht. Freuen kann sich ein Dortmund-Duo und eine neue Nummer drei.
Ein Geburtstagsgeschenk für einen englischen Ersatztorwart, zwei Dortmunder Rückkehrer, aber auch eine irritierende Absage von einem heiß begehrten Top-Talent: Julian Nagelsmann will trotz des ungewöhnlichen Verzichts des 18 Jahre alten Paul Wanner auf ein versprochenes Länderspiel-Debüt einen Doppel-Sieg zum Jahresabschluss mit der Fußball-Nationalmannschaft schaffen.
"Wir wollen nach dem vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale den Gruppensieg in der Nations League perfekt machen - möglichst bereits vor unseren Fans im Heimspiel in Freiburg", sagte der Bundestrainer bei der Bekanntgabe seines letzten Kaders in diesem Jahr. Einziger Neuling im 23 Spieler umfassenden Aufgebot für die Partien gegen Bosnien-Herzegowina am 16. November (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg und drei Tage später in Budapest gegen Ungarn (20.45 Uhr/ZDF) ist Stefan Ortega.
Die Nummer zwei von Manchester City wurde einen Tag nach ihrem 32. Geburtstag von Nagelsmann erstmals ins DFB-Team berufen - als Nummer drei hinter Oliver Baumann und Alexander Nübel, die erneut um die Position als erster Stellvertreter des verletzten Stammtorwarts Marc-André ter Stegen wetteifern dürfen.
Rückkehr zweier Dortmunder
Durchaus überraschend zurück im Kreis der A-Nationalmannschaft ist ein BVB-Duo. Julian Brandt und Felix Nmecha sind erstmals seit genau einem Jahr wieder dabei, als die Stimmungslage in der DFB-Elf mit den Testniederlagen gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) noch grundlegend schlechter war.
Nmecha habe sich "beim BVB stabilisiert", sagte Nagelsmann und sei daher "wie Julian Brandt nach zuletzt guten Leistungen wieder dabei". Der 24 Jahre alte Nmecha profitiert vom Ausfall von Aleksandar Pavlovic, der nach seinem Schlüsselbeinbruch beim FC Bayern München erst wieder im Lauftraining ist.
Gut für Nagelsmann: Der Bundestrainer kann wieder mit Bayern-Zauberer Jamal Musiala in Topform sowie mit Kai Havertz und den Ergänzungsspielern Benjamin Henrichs und Robin Koch planen, die die Oktober-Partien in Bosnien-Herzegowina (2:1) und gegen die Niederlande (1:0) wegen Blessuren verpasst hatten.
Ein Sieg reicht sicher für Platz eins
Durch die beiden Siege hatte die Nationalmannschaft bereits den Einzug ins Viertelfinale der Nations League geschafft. Mit einem weiteren Erfolg ist auch der Gruppensieg perfekt, der einen vermeintlich leichteren Kontrahenten in der ersten K.-o.-Runde im März 2025 bescheren würde.
"Der erstmalige Einzug ins Final Four ist für uns im kommenden Jahr ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weg zur WM 2026. Wir haben einen starken Kader beisammen, auch wenn wir verletzungsbedingt auf einigen Positionen umbauen müssen", sagte Nagelsmann.
Möglicherweise muss der Bundestrainer auch diesmal wieder rasch umplanen. Im Oktober hatten kurzfristig mehrere Akteure abgesagt. Diesmal ist fraglich, ob Deniz Undav - Doppeltorschütze gegen Bosnien-Herzegowina - tatsächlich mitwirken kann. Im Champions-League-Spiel des VfB Stuttgart gegen Atalanta Bergamo (0:2) war Undav wegen muskulärer Probleme vom Feld gegangen.
Check bei Undav und Havertz
Wie es genau um den Zustand des Angreifers steht, ist noch unklar. Die Stuttgarter kündigten weitere Untersuchungen an. Arsenal-Angreifer Havertz zog sich in der Königsklasse bei Inter Mailand (0:1) eine Kopfverletzung zu - auch hier steht eine konkrete Diagnose noch aus. Ein Ausfall des Duos wäre für Nagelsmann bitter.
Neben Pavlovic fehlen definitiv auch die verletzten Niclas Füllkrug, David Raum und Jamie Leweling. Nicht nominiert wurden der zuletzt angeschlagene Dortmunder Waldemar Anton.
Keine Einladung bekam auch Leroy Sané vom FC Bayern, der laut Nagelsmann "nach seiner Pause noch mehr Spielpraxis und Rhythmus" brauche. Sein bislang letztes Länderspiel bestritt Sané beim EM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien (1:2 n.V.). Bei der einzigen Niederlage des Jahres war der Münchner zur Halbzeit ausgewechselt worden, anschließend unterzog er sich einer Leistenoperation.
Wanner-Entscheidung steht aus
Teenager Wanner, den Nagelsmann gerne erstmals nominiert und auch eingesetzt hätte, verbleibt nach einem Gespräch mit dem Bundestrainer vorerst bei der U21 des DFB. Die Unterredung verlief nicht so, wie von Nagelsmann erhofft. Die Bayern-Leihgabe an den 1. FC Heidenheim hat sich noch nicht entschieden, ob sie für Deutschlands oder Österreichs A-Nationalmannschaft spielen will.