Während der NS-Herrschaft war der Slogan "Für Führer, Volk und Vaterland" eine oft verwendete Formel. Nun tauchen in Sachsen-Anhalt zwei Grabkränze mit dem Spruch auf. Eines der Gestecke stammt von einer lokalen AfD-Fraktion.
Die AfD-Stadtratsfraktion von Leuna in Sachsen-Anhalt hat Medienberichten zufolge am Volkstrauertag einen Kranz mit einem leicht modifizierten NS-Spruch auf dem dortigen Stadtfriedhof niedergelegt. Wie der "Spiegel" und die "Mitteldeutsche Zeitung" (MZ) melden, prangte auf dem Gesteck der Slogan: "Für Führer, Volk und Vaterland. Warum?". Demnach wurde auch ein Kranz mit einer gleichlautenden Losung auf dem Friedhof der zu Leuna gehörenden Ortschaft Zweimen niedergelegt, dieser stamme jedoch nicht von der AfD, sondern laut "MZ" vom Ortschaftsrat, Förderverein der Feuerwehr und Johannesbier-Verein.
Beide Kränze wurden entfernt. Laut "MZ" sei der Kranz in Leuna im Müll gefunden worden, an der Schleife sei das Wort "Führer" abgeschnitten worden. Der CDU-Bürgermeister Michael Bedla der Kommune habe die Polizei und den Staatsschutz eingeschaltet. "Die haben keinen strafrechtlichen Tatbestand erkannt", zitiert die "MZ" den Bürgermeister. Der andere Kranz sei auf Bitte der dortigen Pfarrerin entfernt worden, sie habe das als "beschämend" erachtet.
Die AfD-Fraktion in Leuna gab auf ihrer Facebook-Seite zu, den Spruch verwendet zu haben - und sieht sich missverstanden. "Es macht uns traurig und wütend zugleich, dass dieser nationale Feiertag kaum noch an unsere deutschen gefallenen Soldaten und die Toten in der deutschen zivilen Gesellschaft erinnert", schrieb Faktionschef Rüdiger Patzsch über den Volkstrauertag. Deshalb habe man den Spruch "Für Führer, Volk und Vaterland - Warum?" gewählt, also mit dem Zusatz "Warum?". Die Kritiker, Bürgermeister Bedla und Stadtratsvorsitzender Daniel Krug von der FDP, bezeichnete er als "Denunzianten".
Der Historiker Wolfgang Benz verurteilte gegenüber dem "Spiegel" die Verwendung der Losung scharf. "Das ist ein Spruch aus dem nationalsozialistischen Wortschatz", sagte er. "Wer das im Jahr 2024 benutzt, der identifiziert sich mit nationalsozialistischer Ideologie." Wer solche nationalsozialistische Semantik heutzutage benutze, könne sich "durch gar nichts rausreden, der zeigt seine vollkommene Übereinstimmung mit Brauchtum, Ideologie und Inhalten nationalsozialistischer Politik", so Benz. "Das entlarvt."
Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland war der Slogan "Für Führer, Volk und Vaterland" eine oft verwendete Formel. Regelmäßig tauchte sie in Todesanzeigen für Soldaten auf, die "für Führer, Volk und Vaterland" gefallen seien.