Zum Wahlkampfauftakt keilt SPD-Chef Klingbeil deutlich in Richtung CDU-Spitze: Es dränge sich der Eindruck auf, Merz blockiere wirtschaftliche Vorhaben der Regierung absichtlich, um von der schwierigen Lage zu profitieren, sagt er. Die SPD-Führung fordert die Union erneut zur Kooperation auf.
SPD-Chef Lars Klingbeil hat Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz attackiert. Klingbeil sagte zur Eröffnung einer Wahlkampfkonferenz der SPD, man habe den Eindruck, Merz wolle Schlagzeilen für den Wahlkampf haben und rede von einer Industrie, der es schlecht gehe und drohenden Arbeitsplatzverlusten. "Aber auch als Oppositionsführer hat man in diesem Land eine Verantwortung. Man macht keinen Wahlkampf auf dem Rücken der Beschäftigten." Das sei unanständig, sagte Klingbeil: "Friedrich Merz muss aufpassen, dass er nicht der berühmteste Totalverweigerer dieses Landes wird."
Zuvor hatte Klingbeil Merz zur Kooperation aufgefordert. "Unsere Hand an die Union ist ausgestreckt, dass wir für die Stärkung der wirtschaftlichen Lage und die Sicherung von Arbeitsplätzen jetzt noch etwas hinbekommen", sagte er der "Rheinischen Post". "In Tausenden Familien machen sich die Menschen gerade Sorgen um ihre berufliche Zukunft, wir sollten als Politik sofort handeln und nicht bis nach der nächsten Bundestagswahl warten", so der SPD-Chef.
Bundeskanzler Olaf Scholz habe das Angebot für einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis auf den Tisch gelegt. "Damit retten wir Jobs, schaffen Planungssicherheit und eine Grundlage für neues Wachstum. Und es ist genau das, was alle Seiten wollen", so Klingbeil. Unternehmensverbände, Gewerkschaften und die Bundesländer riefen immer lauter danach. "Der Einzige, der sich verweigert, ist CDU-Chef Friedrich Merz. Es drängt sich der Eindruck auf, Merz spielt absichtlich auf Zeit, weil er die schwierige wirtschaftliche Lage für seinen Wahlkampf nutzen will", sagte Klingbeil. "Dafür habe ich kein Verständnis."
Auch SPD-Chefin Saskia Esken grenzte die SPD zum Wahlkampfauftakt scharf von Merz ab. "Bei dieser Wahl, liebe Genossinnen und Genossen, da geht es ums Ganze", sagte sie bei der sogenannten Wahlsiegkonferenz. Merz habe sein Buch "Mehr Kapitalismus wagen" genannt, doch das sei nicht der Weg der SPD. Ein Zurück in die "bräsigen, muffigen 90er Jahre" dürfe es nicht geben. Die SPD kämpfe für Menschen, die viel leisteten, etwa in der Pflege oder als Paketboten. "Die Alltagssorgen der Menschen müssen wieder mehr Konjunktur bekommen", sagte Esken.