Mit dem Atomwaffensperrvertrag nimmt es der Iran nicht so genau und verärgert damit die Atomenergiebehörde. Nun verschärft Teheran seinen Ton. Westliche Staaten sind besorgt.
Die Regierung in Teheran hat angekündigt, Tausende neue Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb nehmen zu wollen. Die Installation solle in den nächsten vier bis sechs Monaten erfolgen, sagte der Vizedirektor der iranischen Atombehörde, Behrus Kamalwandi, laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Isna.
"Auf diese Weise werden die westlichen Parteien, die versucht haben, das iranische Atomprogramm zurückzudrängen, mit einer anderen Realität konfrontiert: einem Programm, das sowohl quantitativ als auch qualitativ weitaus umfassender und fortschrittlicher ist", sagte Kamalwandi dem Bericht zufolge. "Dies wird sie sicherlich nicht erfreuen."
Iran hält sich nicht an Atomwaffensperrvertrag
Der Iran reagiert damit auf eine förmliche Kritik der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA am iranischen Nuklearprogramm. IAEA-Inspektoren verlangen seit Jahren von Teheran schlüssige Erklärungen zu Spuren, die auf geheime Atomanlagen und frühere nukleare Aktivitäten hinweisen.
Am Donnerstag hatte der Gouverneursrat der IAEA Behördenchef Rafael Grossi die Regierung in Teheran per Resolution damit beauftragt, seine "gesetzlichen Verpflichtungen" aus dem Atomwaffensperrvertrag von 1970 zu erfüllen. Dieser verpflichtet Unterzeichnerstaaten wie den Iran dazu, ihre Atomaktivitäten bei der IAEA darzulegen und von der Organisation kontrollieren zu lassen. Sollte Teheran weiterhin keine Antworten liefern, könnte Grossis Bericht laut westlichen Diplomaten als Grundlage dienen, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten.PAID Interview Geranmayeh
Derzeit reichert der Iran Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an, für Atomwaffen werden Experten zufolge mehr als 90 Prozent benötigt. Irans Regierung zufolge wird das Atomprogramm nur für zivile Zwecke genutzt. Den Wiener Atompakt, der Irans Programm einschränken und im Gegenzug Sanktionen lockern sollte, hatte der damalige US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 einseitig aufgekündigt. Seitdem hält sich auch die Islamische Republik nicht mehr strikt an die Auflagen.
Westen wegen Teherans Atomplänen besorgt
Die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland reagierten besorgt auf die Atompläne des Iran. "Wir nehmen mit ernster Besorgnis die Ankündigung des Iran zur Kenntnis, dass er auf die Resolution nicht mit Kooperation, sondern mit einer weiteren Ausweitung seines Atomprogramms in einer Art und Weise reagieren will, die keine glaubwürdige friedliche Rechtfertigung hat", hieß es in einer am Samstag vom US-Außenministerium veröffentlichten Erklärung der vier Staaten.
"Wir erwarten, dass der Iran den Weg des Dialogs und der Zusammenarbeit mit der Agentur wieder aufnimmt", heißt es in der Erklärung weiter.
Westliche Staaten befürchten, dass der Iran angereichertes Uran zur Entwicklung von Atomwaffen verwendet, was Teheran stets bestritten hat.