Wenn der erfolgreichste Investor der Welt Aktien handelt, schauen die Märkte genau hin. Dabei laufen sie Gefahr, zu viel hineinzudeuten. Zu lernen gibt es trotzdem einiges.
Es ist das siebte Quartal in Folge, in dem Warren Buffett mehr Aktien verkauft als kauft. Zuletzt musste erneut die Bank of America (Bofa) dran glauben, wie einer Mitteilung an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC zu entnehmen ist. Berkshire Hathaway verkaufte Bofa-Positionen im Wert von etwa 760 Millionen US-Dollar. Durch diese Verkäufe sank die Beteiligung von Berkshire Hathaway auf rund elf Prozent. Warren Buffett hatte seine einst zweitgrößte Position bereits im Juli um 34 Millionen Positionen reduziert.
Neben den Anteilen an der Investmentbank hat er auch die Positionen anderer Unternehmen reduziert. Berkshire verringerte schrittweise seine Beteiligung an Chevron, einem der größten Ölkonzerne der Welt. Die Beteiligung an General Motors (GM), einem der größten Automobilhersteller der USA, wurde ebenfalls reduziert.
In den ersten zwei Quartalen des Jahres stieß Buffetts Gesellschaft fast die Hälfte seiner Apple-Aktien ab. Das in Omaha, Nebraska, ansässige Konglomerat gab in seiner Gewinnmeldung bekannt, dass seine Beteiligung an dem iPhone-Hersteller am Ende des zweiten Quartals mit 84,2 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, was darauf hindeutet, dass das "Orakel von Omaha" etwas mehr als 49 Prozent der Technologiebeteiligung verkauft hat.
Erwartet Buffet eine Krise?
Insgesamt trennte sich die Holding im ersten Halbjahr von Aktien im Wert von mehr als 75 Milliarden US-Dollar (rund 68,68 Milliarden Euro). All dies hat dazu geführt, dass die Cash-Reserven von Berkshire Hathaway erheblich anstiegen. Im vergangenen Quartal wuchsen sie auf einen Rekordbetrag von 276,9 Milliarden US-Dollar an.
Medien und Anleger versuchen nun zu begreifen, was da los ist. Manche vermuten, dass Buffett sich auf eine Rezession einstellt. Sie fühlen sich erinnert an die massiven Verkäufe vor dem Jahr 2022 – dem schlimmsten Jahr für die Märkte seit der Finanzkrise 2008. Erwartet Buffett wieder eine Krise?
Es wäre falsch, nun in Panik zu verfallen. Buffett hat gute Gründe, die nichts mit dem Unternehmen selbst zu tun haben müssen. "Wir würden es (das Cash, Anm. der Red.) liebend gern ausgeben", hatte Buffett auf der Hauptversammlung von Berkshire Anfang Mai gesagt. Ausgeben werde er seine Bargeldbestände trotzdem nicht, solange er nicht von einem geringen Risiko und guten Gewinnen ausgehen könne bei dem Investment.
Der Börsenmogul sucht stets nach guten Deals. Die sind aber schwer zu finden in Zeiten wie diesen – mit heißgelaufenen Märkten und teuren Titeln. Warren Buffetts Lieblingsindikator für den Aktienmarkt deutet eben darauf hin, dass die Aktienbewertungen nach einem Sommer der Bullenmarktstimmung an der Wall Street zu hoch sind. Der "Buffett-Indikator", wie er von den Anhängern des Orakels von Omaha genannt wird, befindet sich jetzt auf einem "deutlich überbewerteten" Niveau. Bei diesem Indikator wird der Wilshire-5000-Index (der den gesamten Aktienmarkt abbildet) durch das jährliche BIP der USA dividiert.
Oder nur eine Diversifizierung?
Ein weiterer Grund könnte schlichtweg sein, dass er taktisch sein Portfolio umstrukturiert, um weniger von einer einzelnen Position wie Apple abzuhängen. Es ist Diversifizierung, wie er es immer wieder predigt. Apple ist nach wie vor die größte Position von Berkshire Hathaway. Anleger sollten entsprechend keine Panik bekommen, sondern dem Großmeister der Börse einfach bei der Arbeit zusehen und lernen.