Tesla-Chef und X-Besitzer Elon Musk hat Gefallen an der AfD gefunden. Die Partei sei nicht rechtsextrem, kommentierte er in der "Welt". Das führt dort intern zu Streit.
Elon Musk sorgte in diesem Jahr für reichlich Kontroversen. Für Furore sorgte besonders, dass sich der Tech-Milliardär aktiv an die Seite des kommenden US-Präsidenten Donald Trump stellte.
Doch der Tesla-Chef und Inhaber der Plattform X hat nicht nur ein Faible für Rechtspopulisten in den USA, sondern auch in Europa – und Deutschland. Und das sorgt für internen Wirbel bei einer großen deutschen Zeitung.
Musk hat seinen Wahlaufruf für die AfD bei der Bundestagswahl in der "Welt" erneuert. "Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land", schreibt Musk in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" (WamS). Der Beitrag wurde am Samstag online veröffentlicht.Kommentar Musk AfD 16:25
Elon Musk äußert sich über Partnerin von Alice Weidel
Vergangene Woche erklärte er auf X nur lakonisch: "Nur die AfD kann Deutschland retten." Jetzt begründete Musk seine Wahlempfehlung ausführlicher. Bei den Themen Wirtschaftsbelebung, Energieversorgung und Kontrolle der Migration würde die AfD die richtigen Standpunkte vertreten. Außerdem sehe er die AfD dem "politischen Realismus" verpflichtet.
Musk, der für provokante Postings in hoher Frequenz auf seiner Plattform bekannt ist und Kanzler Olaf Scholz (SPD) unter anderem als "Narren" bezeichnet hatte, schreibt in der Zeitung weiter: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler?"
Unmut in der Redaktion der "Welt" wegen Musk-Beitrag
Zwar widersprach der künftige Chefredakteur der "Welt"-Gruppe, Jan Philipp Burgard, in der Zeitung den Ausführungen des Milliardärs: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Beide Beiträge – der von Musk und der von Burgard – waren in der gedruckten Zeitung direkt nebeneinander platziert.FS Elon Musk 20.25
Doch innerhalb der Redaktion führte der Musk-Beitrag zu Ärger. Eva Marie Kogel, die Ressortleiterin Meinung von "Welt" und "WamS" der Zeitungsgruppe Welt, postete auf X: "Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht."Tweet 1
Auch andere Welt-Journalisten posteten öffentlich auf X ihren Unmut und sprachen von einem "Quasi-Wahlaufruf" für die AfD, dessen Veröffentlichung ein Fehler sei. "Welt"-Reporter Lennart Pfahler schrieb: "Dieser Text ist ein Armutszeugnis."Tweet 2Tweet 3Tweet 4
Medienberichten zufolge soll der Abdruck des Gastbeitrages von Musk bereits vor Heiligabend eine heftige Kontroverse innerhalb der Redaktion ausgelöst haben. So habe der Redaktionsausschuss schon damals vor der Veröffentlichung gewarnt, schreibt der Branchendienst "Medieninsider"; der "Spiegel" berichtet von weiterem Streit in der finalen Redaktionskonferenz am Freitag.
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zum Entstehen des Beitrags und zum Umgang mit der internen Kritik antwortete der Medienkonzern Axel Springer mit einem gemeinsamen Statement des noch aktuellen "Welt"-Gruppe-Chefredakteurs Ulf Poschardt und seines Nachfolgers Burgard: "Die aktuelle Diskussion um den Text von Elon Musk ist sehr aufschlussreich. Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit."
Dazu gehöre es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen. "Das wird auch künftig den Kompass der 'Welt' bestimmen. Wir werden 'Die Welt' noch entschiedener als Forum für solche Debatten entwickeln."
Musk mischt sich schon länger ein
Musk gilt als enger Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump und wurde von ihm beauftragt, gemeinsam mit dem Unternehmer Vivek Ramaswamy in einem neu geschaffenen Gremium namens DOGE ("Department of Government Efficiency") Vorschläge zur Kürzung der Regierungsausgaben zu erarbeiten. Der Tech-Milliardär, der als Tesla-Chef zu den großen Arbeitgebern in Brandenburg gehört, mischt sich seit Monaten auch in die britische Politik ein. So hat er der rechtspopulistischen britischen Partei Reform UK seine Unterstützung versichert. Es gibt Medienberichte, dass er die britische Anti-EU-Partei von Nigel Farrage mit Millionenbeträgen unterstützt haben soll.
Musk hatte sich außerdem wenige Tage nach Trumps Wahlsieg im November auch in die italienische Politik zugunsten der rechtsgerichteten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni eingemischt.
Vor der geplanten Bundestagswahl am 23. Februar liegt die AfD in Umfragen mit etwa 19 Prozent auf Platz zwei, hinter der Union mit mehr als 30 Prozent. Alle im Bundestag vertretenen Parteien schließen eine Zusammenarbeit mit der Rechtsaußenpartei aus, die von den Verfassungsschutzbehörden als rechtsextremistischer Verdachtsfall sowie in Landesteilen wie Thüringen und Sachsen als gesichert rechtsextrem eingestuft wird.